Contergan-Stammtisch auf der Messe "Soest - Gesund, Fit und Vital

Messe SOEST GESUND FIT & Vital vom 02.10 – 03.10.10

Der Stammtisch hat dieses Jahr auf der Messe Gesund Fit und Vital in der Stadthalle Soest mit einem eigenen Stand teilgenommen. Anlaß war die Vorstellung des Stammtisches als Selbst-Hilfegruppe von und für Contergangeschädigte und ihrer Angehörigen und Freunde und der 53. Jahrestag zur Einführung des Schlaf -und Beruhigungsmittels CONTERGAN.

Dafür haben wir eigens Flyer drucken lassen und Wolfgang hatte darüberhinaus die Idee sie zusammen mit einer weißen Nelke als Zeichen der Trauer den Standbesuchern zu überreichen. Jede Blume stand stellvertretend für die vielen Conterganopfer, die aufgrund ihrer schweren Schädigungen schon kurz nach der Geburt oder als Kind verstorben sind und deren Tod die Eltern zusätzlich in tiefe Verzweiflung gestürzt hatten.

Unser Messestand mit Angela und Wolfgang
Vielen, besonders den Älteren, ist CONTERGAN durchaus ein Begriff und begegneten uns und unserer Forderung nach einer gerechten und ausreichenden Entschädigung mit großem Ver-ständnis. Einige berichteten selbst von Erfahrungen mit dem Mittel und von Begegnungen mit Conterganern am Arbeitsplatz und im privaten Alltag.

Auch die jüngeren Mitbürger haben uns interessiert zugehört und sich die Geschehnisse von damals und unser Leben und Kampf um Anerkennung, Selbstbestimmung und Würde erläutern lassen.

Bei einem Rundgang durch die Messe haben wir von Selbsthilfegruppen für Prostatakrebs-patienten und Rheumakranke bis zu Wasserbetten, Gewichtreduzierungs -und Wellnesspro-grammen alles Mögliche gesehen. Auch wurden verschiedene Vorträge von Fachleuten zu Gesundheitsthemen abgehalten.

Ich möchte an dieser Stelle auch zwei eher unangenehme Erlebnisse mit Besuchern nicht unerwähnt lassen: Ein Teilnehmer der Messe kam auf uns zu, erzählte etwas von Handauflegen auf unsere Gliedmaßen und Körper und versuchte uns davon zu überzeugen, daß solche Maßnahmen unsere Beschwerden lindern oder gar heilen könnten!

Wie sich später herausstellte, hatte dieser Herr einen Stand, wo er von Geräten zum Schutz vor Elektrosmog und Erdstrahlen bis hin zu Geistheilung und esoterischen Publikationen alles feilbot.

Eine andere Teilnehmerin wollte als „Gegenleistung“ für die Annahme unseres Flyers, daß wir ihr alte Contergantabletten aus der Zeit von 1957 bis 1961 besorgen, damit sie daraus ein homöopathisches Pulver gewinnen könne um Contergangeschädigten, die angeblich bei ihr schon in Behandlung sind, zu helfen! Selbst wenn es noch Tabletten aus dieser Zeit gäbe, so sind sie durch die lange Lagerung mit Sicherheit unbrauchbar, wenn nicht sogar giftig. Dieser

Argumentation wollte sie partout nicht folgen, auch den Verweis darauf, daß der Wirkstoff Thalidomid heute mit besonderer Indikation und Auflagen wieder vertrieben wird und sie versuchen sollte über die Pharmaindustrie daran zu kommen, hat sie nicht akzeptiert. Nur die alten Tabletten könnten helfen, nach dem Motto der Homöopathen Gleiches mit Gleichem zu behandeln. Da wir dieser unbewiesenen Theorie nicht folgen konnten und wollten, hat sie sehr ungehalten reagiert (wir wären intolerant und unqualifiziert) und unseren Flyer wütend hingeschmissen.

Wir wollen alle Contergangeschädigten davor warnen sich auf solche obskuren Behandlungen einzulassen und sich in ihrer Verzweiflung noch den letzten Groschen herausziehen zu lassen!

Diese beiden Beispiele zeigen ganz deutlich, wie wichtig spezialisierte Ärzte und eine professionelle Behandlung für uns Contergangeschädigte jetzt und erst recht in Zukunft sind, damit wir es nicht mehr nötig haben, Hilfe bei solchen Scharlatanen zu suchen!

Angela Dinkel, 17.10.2010



Die Wohnberatung zu Gast beim Contergan-Stammtisch

Ein Bericht von Wolfgang Schasse

Am 12.06.2010 hatte der Stammtisch als Veranstaltung die Wohnberatung der Caritas Soest mit der Referentin Frau Borgmann, zu Gast.

Nach einer kurzen Vorstellung der Referentin wurde auch gleich in das Thema Wohnberatung mit Gesetzen und Verordnungen eingestiegen. Zu Beginn wurde deutlich gemacht, dass Wohnberatung nicht nur etwas für betagte Bürger ist, sondern auch für Menschen mit Behinderung, viele Fragen beantwortet. Anhand von Beispielen verdeutlichte Frau Borgmann Ihren Vortrag sehr anschaulich und jeder der 10 Teilnehmer verfolgte die Ausführungen gespannt. Selbstverständlich konnten jederzeit Fragen gestellt werden und diese wurden dann wenn möglich sofort beantwortet oder in der Gruppe diskutiert. Während der Ausführungen kam auch der Durst zu seinem Recht und wir wurden wie immer von der Bedienung im Haus Rasche gut versorgt.

Frau Borgmann von der Wohnberatung der Caritas Soest
Besonders möchte ich erwähnen, dass Frau Borgmann auch direkt auf Contergangeschädigte eingegangen war. Für sie war es das Erste mal solch einen Vortrag vor Contergangeschädigten zu halten. Nach gut 1 ¾ Stunde wurde an Fotos gezeigt, das sich Beratung lohnt und wir barrierefreie Umbauten vorher und nachher sehen konnten.

Am Ende wurden die Teilnehmer darauf hingewiesen, dass Wohnberatung auch für jeden Einzelnen ganz individuell bei sich zu Hause durchgeführt werden kann. Die Wohnberatung gibt es in fast jeder Stadt oder jedem Kreis. Jeder der wollte konnte sich dann auch mit kostenlosem Informationsmaterial eindecken.

Mein Dank galt der Referentin Frau Borgmann und mit Applaus belohnten sie die Teilnehmer des Stammtisches Soest/Bad Sassendorf für Ihre gute Arbeit.

Im Anschluss des Vortrags wurde noch ausführlich diskutiert und von dem reichhaltigen Angebot der Speisekarte Gebrauch gemacht.